Eine weitere Fähigkeit des Augenpaares, die mit Visualtraining verbessert werden kann, ist die Vergenzfähigkeit. Deren optimales Funktionieren ist für ein beschwerdefreies Sehen sehr wichtig. Man unterscheidet Konvergenz und Divergenz. Die Konvergenz ist die Bewegung der Augen nach innen, um ein nahes Objekt zu betrachten. Als Divergenz bezeichnet man die Auswärtsbewegung der Augen, um ein Objekt in der Ferne fixieren zu können.
Die Vergenz ist eng mit der Akkommodation verbunden. Probleme können entstehen, wenn zu viel oder zu wenig Konvergenzvermögen, oder zu wenig Divergenzvermögen vorhanden ist.
Wie wirkt sich ein nicht optimales Vergenzvermögen aus?
Bei einem zu viel an Konvergenz bewegen sich die Augen weiter nach innen, als es der Entfernung des nahen Objektes und der Akkommodationsanforderung der Augen entsprechen würde. Häufig wird dann unbewusst versucht, das Objekt näher ans Auge zu bewegen, um dieses Missverhältnis auszugleichen. Dieser Zustand ist in vielen Fällen ursächlich für das sogenannte „ mit der Nase schreiben“ von Kindern. Der Ausgleich funktioniert aber nur kurzzeitig, da das Überschießen der Vergenz auch in der neuen Sehsituation wieder hergestellt wird. Das Resultat ist auch hier ein angestrengtes Sehgefühl.
Bei einem zu wenig an Konvergenz schaffen es die Augen nicht, sich soweit nach innen zu bewegen, wie es die nahe Objektentfernung erfordern würde. Da Akkommodation und Vergenz gekoppelt sind, wird auch nicht genug Akkommodation aufgebracht. Ein unscharfes Bild und Anstrengungsbeschwerden können die Folge sein.
Bei einem zu wenig an Divergenz schaffen es die Augen nicht, sich aus der Naheinwärtsstellung heraus zu bewegen und eine parallele Stellung einzunehmen, um ein fernes Objekt abzubilden. Dieses ist besonders dann zu spüren, wenn man lange in der Nähe (wie z.B. bei Computerarbeitsplätzen) tätig war. Es kommt zu einem undeutlichen Sehen in der Ferne, weil die Augen bezüglich ihrer Stellung immer noch ein wenig auf einen kürzen Abstand eingestellt sind. Dementsprechend wird auch immer ein wenig Nahakkommodation eingestellt.
Nachdem in einer geeigneten Untersuchung die Art der Vergenzstörung bestimmt wurde, kann anschließend das Visualtraining danach ausgerichtet werden. In speziellen Übungen wird je nach Defizit die Fähigkeit der Augen sich anforderungsentsprechend nach außen und/oder innen zu bewegen, und diese Fähigkeit auch über einen längeren Zeitraum beschwerdefrei aufrecht zu erhalten, geschult.